Soft ist nicht weich, Soft ist das neue Stark!

Ein LinkedIn-Post von Wolfgang Jenewein

Immer noch begegnet mir häufig das Vorurteil: Soft Skills sind nicht wirklich wichtig. Das ist nicht greifbar, nicht steuerbar und darum sollte man diesem Thema auch nicht zu viel Aufmerksamkeit widmen. Wie der Name schon sagt, soft ist weich und weich ist für viele immer noch gleichbedeutend mit schwach und schwach bringt uns in diesen toughen Zeiten nicht weiter. Was wir brauchen, sind harte Fakten, klare Pläne und knallharte Ansagen! Nicht wahr 😉

Für alle, die immer noch so denken, eine Einordnung der Begrifflichkeiten: In den 60ern hatten Psychologen die Aufgabe beim US-Militär die Faktoren für eine erfolgreiche Mission herauszuarbeiten. Man hegte nämlich die Vermutung, dass neben dem Umgang mit Panzern und Waffen auch Führung, Empathie und Zusammenarbeit entscheidend dafür waren, dass eine Truppe über sich hinauswuchs und sicher nach Hause zurückkam. Leider fällte man damals die unglückliche Entscheidung alle waffenbezogenen Fähigkeiten als „Hard Skills“ zu bezeichnen. Einfach weil diese Tätigkeiten den Umgang mit Stahl erforderten. Als „Soft Skills“ wurden dagegen die emotionalen und sozialen Skills bezeichnet. Später empfahlen die Psychologen die Terminologie zu ändern, da eine Fähigkeit, die als weich bezeichnet wird mit schwach assoziiert werden kann, Soldaten aber stark und souverän sein wollen (vgl. Grant 2023).

Da war es aber schon zu spät, der Begriff war in der Welt und bis heute halten sich die Vorurteile beständig. Immer noch wird in vielen Unternehmen die HR-Abteilung belächelt und eher als notwendiges Übel als ein wirkliches Asset gesehen. Immer noch werden Leadership- und Kulturentwicklungsprogramme eher als Folklore als ein echter Differenzierungsfaktor anerkannt. Und erst kürzlich wurde ich wieder einmal in einem Workshop mit den Worten begrüsst: „Ist das eines dieser Baumumarmungsseminare?“

Ja, in der Tat, es gibt HR-Abteilungen, die mehr schaden als nutzen. Und es gibt auch schwachsinnige Coachings. Aber davon dürfen wir uns doch nicht irritieren lassen. Mittlerweile sollten wir alle wissen, dass unser Charakter und unser Zusammenhalt unsere grösste Stärke sind. Wenn unsere kognitiven Fähigkeiten uns von Tieren unterscheiden, dann unterscheiden uns unsere sozialen und emotionalen von Maschinen. In einer Zeit in der KI Autos lenken, Texte schreiben und Menschen operieren kann sind die Fähigkeiten, die uns menschlich machen, wichtiger als je zuvor.

Soft Skills werden in Organisationen schnell zu Hard Facts, wenn wir sie nicht aktiv berücksichtigen und fördern. Wenn Maschinen mehr und mehr Teile unseres Lebens übernehmen, werden die verbleibenden menschlichen Interaktionen immer wichtiger.
Darum Soft ist nicht weich. Im Gegenteil, es ist das neue Stark!

Wie seht Ihr das? Und was denkt Ihr mit welchem Wort könnten wir den unglücklichen Begriff „Soft Skills“ ersetzen? Mein Favorit wäre „Human Skills“.


Euer
Soft Wolfi 😉

PS: Falls Ihr Inhalte wie diesen hilfreich findet, würde ich mich freuen, wenn Ihr mir folgt.

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