Menschen folgen Menschen, nicht Plänen und Budgets

Ein LinkedIn-Post von Wolfgang Jenewein

Egal welche Zeitung man in diesen Tagen liest, immer der gleiche Tenor: Die deutsche Wirtschaft stottert, Streiks blockieren fast wöchentlich unsere Strassen, Züge und Flüge, die überbordende Bürokratie führt zu unsäglichen Wartezeiten, Zukunftstechnologien werden verschlafen und die Transformation unseres Landes sowie unserer Wirtschaft kommt einfach nicht voran. Ja ich weiss, es gibt auch Lichtblicke und wir sollten nicht in Selbstmitleid und Pessimismus verfallen. Aber wenn wir mal ehrlich sind. Es lief schon mal besser ;-).

So weit so schlecht. Hilft alles nichts, wir müssen wieder besser werden. In der Diagnose sind wir uns weitgehend einig. Nur in der Therapie tun wir uns schwer. Instinktiv werden nämlich jetzt überall wieder die alten Reflexe gezeigt: Stärke zeigen, zu jeder Zeit positiv bleiben und sich auf keinen Fall etwas von Schwäche oder Unsicherheit anmerken lassen. Gleichzeitig werden immer neue Pläne, Budgets und Forecasts erstellt und natürlich eine Cost Cutting Runde nach der anderen gefahren. Ganz nach dem Motto wir haben zwar grosse Sorgen, aber wir haben einen Plan ;-). Allerdings ist dieser in den meisten Fällen schon nach 3 Monaten wieder obsolet und so fahren wir die nächste Planungsrunde! Kürzlich hat mir ein Manager eines grossen deutschen Automobilzulieferers berichtet. Das Controlling hat in den letzten Monaten immer wieder neue Zahlen und Forecasts verlangt, weil die alten Abschätzungen nicht gut genug waren. Am Ende hat er zum Kollegen in der Finanzabteilung gesagt: „Sag mir einfach, was ich eintragen soll“. So genervt war er von dem absurden Treiben.

Wir alle spüren, dass wir so nicht mehr weiterkommen! Anstatt also Stärke und Professionalität zu zeigen, sollten wir gerade in schweren Zeiten menschlich sein!

Menschen folgen Menschen keinen Zahlen, Plänen und Budgets.
Nichts verbindet mehr als eine Führungskraft, die authentisch und ehrlich sagt: „Ich weiss im Moment auch nicht mehr weiter und ich brauche eure Hilfe!“ Oder: „Ich habe die letzten 3 Nächte kaum geschlafen so sehr belastet mich unsere derzeitige Situation!“ Oder: „Es tut mir leid aber im Moment bin ich nicht die Führungskraft, die ihr verdient!“

Klar kann man das nicht ständig sagen und es geht auch nicht um einen Seelen-Striptease im Büro, bei dem jeder und jede berichtet, wie schlecht es ihm geht! Nein es geht darum offen und ehrlich seine jobbezogenen Ängste und Verletzlichkeiten zu zeigen! Die Forschung zeigt eindeutig – das ist die Basis für Verbindung, für Vertrauen, für Innovation und echtes Commitment und das wiederum ist die Grundlage für erfolgreiche Transformation! Darum lasst uns aufhören, die Business Heros zu spielen, welche sich hinter KPIs, Prozessen und Plänen verstecken und beginnen echt zu sein.

Was ist Eure Erfahrung mit Plänen und Budgets? Und was denkt Ihr, was uns in der Transformation endlich voranbringt?

Herzlichst,
Euer Wolfi

PS: Falls Ihr Inhalte wie diesen hilfreich findet, würde ich mich freuen, wenn Ihr mir folgt.


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