Leader sind nur so gut, wie die Menschen, die ihnen folgen!

Ein LinkedIn-Post von Wolfgang Jenewein

Die SZ schreibt heute: „Kaum eine Woche nach dem erstmaligen Gewinn der WM der Frauen liegt der spanische Fussball Verband in Trümmern“. Aber was ist passiert?

Der spanische Verbandspräsident kam auf die seltsame Idee an der Siegerehrung der WM in Sydney vor der gesamten Welt der Spielerin Jennifer Hermoso einen Kuss auf den Mund zu geben. Die spanische Öffentlichkeit kennt kaum ein anderes Thema mehr und nun kommen weitere Fehlverhalten ans Tageslicht. So hat sich Rubiales nach dem Gewinn des Titels auf der Ehrentribüne neben der spanischen Königin Letizia vehement in den Schritt gefasst. Ferner wird ihm seit Jahren nachgesagt, Schiedsrichter zu beeinflussen, Abrechnungen für Partys mit Escort Damen beim Verband einzureichen und sich durch die Vergabe des spanischen Supercups nach Saudi Arabien einen finanziellen Vorteil verschafft zu haben. Zusätzlich gab es schon vor der WM eine Affäre um den von Rubiales protegierten Trainer Jorge Vilda. Die Spielerinnen beschwerten sich beim Verband über den Führungsstil ihres Trainers, der unter anderem von ihnen verlangte, ihre Zimmertüren nicht zu verschliessen, um überprüfen zu können, ob sie schlafen. Der Konflikt ging so weit, dass 15 Spielerinnen in den Streik traten und beschlossen nicht mehr für das Nationalteam zu spielen solange Vilda ihr Trainer ist. Rubiales hielt am Trainer fest auch für den Preis, dass am Ende 12 der 15 protestierenden Spielerinnen nicht zur WM mitfuhren.

Aus der Führungsperspektive kann man aus dem Fall viel lernen:

1. Der Fall zeigt, dass man auch mit toxischer Führung Erfolg haben kann. Das sollte aber keine Bestätigung für die machistischen und autoritären Leader unter uns sein. Ich bin überzeugt, die Spanierinnen haben trotz und nicht wegen ihres Trainers und Verbandspräsidenten gewonnen. Die absurde Situation hat sie vereint und eine «Jetzt erst recht!»-Reaktion ausgelöst.

2. Leider ist menschenorientierte und positive Führung noch lange keine Selbstverständlichkeit in unserer Gesellschaft und es ist erschreckend, dass so ein Verhalten über so viele Jahre vor den Augen der spanischen Öffentlichkeit akzeptiert wurde. Um das zu kippen, braucht es mutige Menschen, die obwohl sie abhängig von ihren Chefs sind, für ihre Werte aufstehen – auch auf die Gefahr hin dafür viel zu verlieren.

3. Die Heroes dieses Dramas sind für mich nicht so sehr die 80 Spielerinnen und elf Trainer, die jetzt streiken, meine Heldinnen sind vielmehr die 12 Spielerinnen, die schon vor der WM für Ihre Überzeugung aufstanden, auch wenn sie dadurch auf den grössten Traum ihres Berufslebens „Weltmeister zu werden“ verzichteten.

Ein Chef ist langfristig immer nur so gut wie die Menschen, die ihm folgen. Das musste jetzt endlich auch Luis Rubiales lernen. Was sind Eure Gedanken und Emotionen rund um die „Kuss-Affäre“?

Herzlichst Euer
Wolfgang

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