“Du” oder “Sie”? Und was das mit Oliver Blume zu tun hat…

Ein LinkedIn-Post von Wolfgang Jenewein

Letzte Woche hatte ich das Vergnügen gemeinsam mit Oliver Blume, dem CEO von VW und Porsche und damit den wohl einflussreichsten Manager Europas, eine Session zum Thema Führung an der Universität St. Gallen zu geben.

Zu Beginn der Veranstaltung sagte Oliver Blume es sei ok, wenn man auf Du-Basis miteinander diskutiert. Er sei der Olli und er ist auch im Konzern mit seinen Kollegen per Du. Im Rahmen der Q&A-Runde kam dann unter anderem die Frage auf, ob es denn professionell sei, wenn ein CEO von einem Unternehmen mit 670.000 Mitarbeitenden sich duzen lässt. Die Gefahr sei doch, dass man nicht richtig ernst genommen wird und auch nicht so einfach unangenehme Entscheide fällen könne. Per «Sie», so die weitverbreitete Meinung, könne man den Mitarbeiter/innen besser negative Nachrichten überbringen und ein respektvoller Umgang sei eher gewährleistet als per «Du».

Ganz offensichtlich besteht bis heute eine Unsicherheit darüber, welche Anrede passend ist und welche Auswirkungen diese Entscheidung auf die Organisationskultur hat. Darum nachfolgend einige Fakten und Beobachtungen:

  • In jedem dritten deutschen Unternehmen wird mittlerweile quer durch alle Hierarchien geduzt (Studie Kienbaum & Stepstone 2023).
  • Unternehmen mit einer Duz-Kultur wirken nach aussen mitarbeiterorientierter, agiler und innovativer (vgl. Kanning 2019).
  • Duzen verbessert die soziale Nähe, welche wiederum ein zentrales Element für den Aufbau von Vertrauen in Teams ist (Groysberg & Slind 2012).
  • Duzkulturen sind tendenziell lockerer und humorvoller. 
  • Mitarbeitergespräche auf Du-Basis werden als menschlicher und empathischer wahrgenommen.

Allerdings treten diese Effekte nur ein, wenn man sich mit dem Duzen auch wohlfühlt und man es authentisch leben kann. So geben beispielsweise auch 22% der befragten Arbeitnehmer/innen, die ihren Chef duzen an, dass Sie lieber zum Sie zurückkehren würden (vgl. Forsa 2023). Letztlich ist es eine persönliche Entscheidung welche Anrede man wählt und hat auch jeweils viel mit der eigenen Prägung zu tun. Als Kind war ich jeweils schwer beeindruckt, wie mein Vater schon in den 80er-Jahren in seiner Dachdeckermontur konsequent jeden duzte. Vom Bankdirektor über den Polizisten bis hin zu meiner Lehrerin für alle war er der Pepi und auch er hat alle einfach mit Du angesprochen, ob sie es wollten oder nicht. 😉

Oliver Blume antwortete jedenfalls auf die oben genannte Frage, dass man auch auf der Basis von Du hochprofessionell miteinander arbeiten kann und er schon seit Beginn seiner Karriere im VW-Konzern das Du gepflegt hat. Er fühlt sich damit wohl und es wäre doch auch komisch, wenn er jetzt da er CEO ist, plötzlich mit dem Sie anfangen würde. Das hat auch die Studierenden überzeugt und ich kann Euch sagen in dem Moment als Oliver Blume allen anbot er sei der Olli, ging ein leises Raunen durch den Saal und sofort war die Stimmung entspannter, lockerer und nahbarer.

Was ist Eure Erfahrung mit «Du» und «Sie»?

Herzlichst Euer 
Wolfgang

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