Ein LinkedIn-Post von Wolfgang Jenewein
Eine Rede, die mich zutiefst berührt und mein Leben lang begleitet hat, ist die Ansprache von Theodore Roosevelt mit dem Titel „Citizenship in a Republic“. Ein Auszug daraus:
„Nicht der Kritiker zählt; nicht derjenige, der darauf aufmerksam macht, wie der Starke fällt oder wo der, der anpackt, es besser hätte machen können. Die Anerkennung gebührt dem, der tatsächlich in der Arena steht, dessen Gesicht staubig und verschwitzt und voller Blut ist; der sich wacker bemüht; der sich irrt, der wieder und wieder scheitert, weil es kein Bemühen ohne Fehler und Schwächen gibt; aber der sich tatsächlich bemüht, Taten zu vollbringen; der großartige Begeisterung, großartige Hingabe kennt; der seine Kraft auf eine ehrenwerte Sache verwendet; der im besten Falle am Ende den Triumph einer großen Leistung kennt und der, im schlimmsten Falle, sollte er scheitern, zumindest bei einem kühnen Versuch scheitert.“
Diese Ansprache, die auch unter dem Titel „The Man in the Arena“ bekannt ist, hat mich motiviert mutig im Leben zu sein. Etwas Grosses zu wagen, auch wenn es anfangs schwierig erscheint und dabei Fehler als Teil des Wachstumsprozesses anzuerkennen.
Der spontane Rücktritt von Jacinda Ardern und ihre ganze Karriere erinnern mich wieder an Roosevelts Worte. Sie hat es geschafft mit nur 37 Jahren Premierministerin Neuseelands zu werden. Sie ist anschließend 6 Jahre lang buchstäblich in der Arena gestanden und hat mit vollem Einsatz unter anderem für Klimaschutz und gegen Kinderarmut gekämpft. Sie hat ihr Land durch die Corona-Pandemie, Naturkatastrophen sowie Terroranschläge geführt. Sicherlich hat sie auch Fehler gemacht, aber wer ist schon fehlerfrei? Viele meinen jetzt mit ihrem Rücktritt kommt sie nur einer bevorstehenden Abwahl zuvor. Wer das denkt, hat Roosevelt nicht verstanden. Es geht nicht darum perfekt und unverwundbar zu sein. Es geht darum sich für etwas einzusetzen an das man wirklich glaubt, sich hinzugeben und mutig zu sein. Wer das tut, riskiert auch Fehler zu machen und macht sich damit verletzlich. Brené Brown schreibt: „Unsere Bereitwilligkeit zu unserer Verletzlichkeit zu stehen, bestimmt das Ausmaß unseres Mutes und der Klarheit, mit der wir unser Ziel sehen.“ Verletzlichkeit hat Ardern vor allem gezeigt als sie Ihren Rücktritt mit den Worten begründete: „Ich hab nicht mehr genug im Tank“. Nein, sie hat nicht die Familienkarte gespielt und als Grund vorgegeben, dass sie mehr für ihre 4 jährige Tochter da sein will. Sie ist auch nicht auf ihrem Stuhl kleben geblieben und hat gehofft, dass es schon irgendwie weitergehen wird. Wie das viele andere Politiker, Fußballtrainer und Vorstände täglich tun. Nein sie hat schlicht gesagt, sie kann nicht mehr! Das ist Selbstfürsorge, das ist mutig, das ist die Frau in der Arena!
Was denkt Ihr? Ist das nicht ein Zeichen von Stärke loszulassen und offen zu seinen Schwächen zu stehen? Ich habe gelernt man verliert dabei vielleicht kurzfristig, aber man gewinnt langfristig!
Herzlichst
Euer Wolfgang