LinkedIn-Post von Dr. Zani Sharifi
Wenn Menschen unter Druck stehen, greifen sie auf altbekannte Verhaltensweisen zurück. In der Psychologie bezeichnen wir diesen Vorgang als “Regression”.
Es ist im Prinzip ein Abwehrmechanismus. Statt uns weiterzuentwickeln (Progression) suchen wir Sicherheit im Vergangenen (Regression).
Genau diese Regression erleben wir gerade in der Arbeitswelt. Immer mehr Unternehmen holen ihre Mitarbeitenden zurück ins Büro.
Mir geht es hier nicht um eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema. Egal was die eigene Meinung ist, man wird wohl Studien finden, die sie bestätigen (Confirmation Bias halt). Darum geht es gar nicht.
Mir geht es vielmehr um das WARUM.
Warum entscheiden Führungskräfte und Vorstände, dass plötzlich wieder Präsenz im Büro nötig ist? Man hört oft Argumente wie “unsere Kultur leidet” oder “der informelle Austausch fehlt”. Aber wenn ich genauer nachforsche, merke ich: Häufig steckt dahinter etwas ganz anderes.
Die Zahlen stagnieren, die Märkte sind unsicher, die Kosten steigen – und plötzlich fühlen sich viele Führungskräfte als würden sie die Kontrolle verlieren. Der Druck wächst. Und so greift man reflexartig zu Altbewährtem: Alle zurück ins Büro, wo ich alles vermeintlich besser kontrollieren kann.
Fast alle Führungskräfte, mit denen ich darüber spreche, zeigen genau diese Anzeichen. Sie begründen Präsenzpflicht mit angeblich fehlender Kreativität oder vermissten informellen Gesprächen am Kaffeeautomaten. Doch oft steckt dahinter einfach nur die Angst vor der Unsicherheit. Die Regression schlägt zu.
Doch das kann nicht die Antwort sein. Rückschritte lösen keine Zukunftsprobleme.
Die wahre Antwort liegt in der Progression, der Weiterentwicklung. In der Bereitschaft, neue Wege zu gehen.
Remote Leadership ist kein Rocket Science, sondern lernbar. Ressourcen und Wissen gibt es genügend – es fehlt allein der Wille, wirklich loszulassen und Neues zu wagen.
Bitte, liebe Führungskräfte: Lasst uns nicht in alte Muster zurückfallen, nur weil wir unter Druck stehen. Wagen wir den Schritt nach vorne, nicht zurück.
Was denkt Ihr? Beobachtet Ihr ähnliche Regressionen in Eurem Umfeld?
