Generation “Chillax”?

Ein LinkedIn-Post von Wolfgang Jenewein
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Wenn ich in diesen Tagen mit Führungskräften spreche, werden mir allerorts Fragen zur jungen Generation und insbesondere deren Erwartungen und Verhalten am Arbeitsplatz gestellt. Viele sind am Verzweifeln, weil sie mit ihren bestehenden Führungs- und Organisationsmodellen diese Talente nicht mehr erreichen.

Als Reaktion hört man oft Einschätzungen zur Generation Y und Z, die nicht sehr wertschätzend sind. Von Generation „Schneeflocke“, weil sie bei jedem Widerstand sofort dahinschmelzen, über Generation „Chillax“ (Chillen & Relaxen) und „Quiet Quitting“, bis hin zu Generation „Purpose“, hört man ein ganzes Potpourri an Meinungen. Anstatt die junge Generation aber mit Vorurteilen in eine Ecke zu stellen, sollten wir besser versuchen sie zu verstehen. Nachfolgend einige Erklärungsversuche:

1. In der Forschung führt man die Erwartungen der jungen Generation darauf zurück, dass man in der Bedürfnispyramide ein grosses Stück vorangekommen ist. Während die Baby Boomer (1945 – 1965) noch um die Grundbedürfnisse besorgt waren, geht es der Generation Y (1985 – 2000) vermehrt um Selbstverwirklichung, das heisst etwas zu tun, was im Einklang mit ihren Potenzialen & Leidenschaften steht.

2. Die Generation Z (2000 – 2015) geht noch einen Schritt weiter und strebt nach Transzendenz. Das heisst seine Fähigkeiten für die Gesellschaft und die Zukunft unseres Planeten einzusetzen.

3. Wir ernten, was wir gesät haben: Die Kinder der Generation Y und Z wurden mehrheitlich partnerschaftlich, mit viel Mitbestimmung, Wertschätzung und Involvement erzogen. Da muss man sich nicht wundern, wenn sie diese Form der Führung jetzt auch in Unternehmen einfordern.

4. Generationenkonflikte gibt es schon so lange es die Menschheit gibt. Jede Generation begehrt in der einen oder anderen Form gegenüber den Älteren auf. Anstatt darin eine Bedrohung zu sehen, sollten wir die Stärken dieser neuen Generation nutzen und voneinander lernen.

In meiner Tätigkeit als Dozent hab ich das Privileg mit jungen Menschen arbeiten zu dürfen. Als ich diesen Job vor über 20 Jahren begann nannten mich noch alle Studierenden Professor – heute bin ich der Wolfgang – manchmal sogar der Wolfi ;-). Damals war es eine Vorlesung und die Studierenden hörten zu. Heute ist es eine interaktive Session. Damals schrieben die Studierenden auf Blöcken mit, heute können sie mit ihren Laptops meine Inhalte mit eigenen Recherchen ergänzen. Damals gab es eine Beurteilung am Ende des Semesters heute wird fast jede Veranstaltung evaluiert. Ja, es war damals wohl einfacher, aber ich hab in meinen Veranstaltungen auch nichts dazugelernt. Heute ist es anstrengender, aber wenn man die jungen Menschen erreicht auch viel erfüllender. Eines hab ich gelernt: Es geht nicht darum der jungen Generation die Welt zu erklären sondern mit ihnen gemeinsam die sich dramatisch verändernde Welt neu zu entdecken.

Was sind Eure Erfahrungen mit der jungen Generation? Habt ihr noch weitere Empfehlungen für eine erfüllende Zusammenarbeit?

© , Jenewein AG