Die “Green Bananas”-Methode

Die “Green Bananas”-Methode

LinkedIn-Post von Dr. Christian Lang
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Talenterkennung in Wirtschaft und Sport:
Die “Green Bananas”-Methode

Ich bin kürzlich auf einen interessanten Artikel des FIFA Training Centers zum Thema Talenterkennung gestossen. In der Wirtschaft wie im Sport ist die frühzeitige Erkennung von Talenten entscheidend. Doch was wäre, wenn wir unseren Blick auf das Potenzial statt nur auf die aktuelle Leistung richten würden?

Der belgische Fussballverband zeigt mit seinem innovativen “Green Bananas”-Ansatz, wie es gehen kann: Hier werden Spieler nach ihrem Entwicklungspotenzial bewertet, nicht nur nach ihrem aktuellen Leistungsstand.

Aber was in aller Welt haben Bananen mit Fussball bzw. Talenterkennung zu tun? Nun, es ist so, wie wenn wir in den Supermarkt gehen. Man kommt rein, geht zur Obst- und Gemüseecke, und steht vor einem Regal voller kunstvoll angeordneter Bananen. Einige von ihnen sind grün, andere gelb, und ein paar von ihnen haben den einen oder anderen braunen Fleck. Welche legt ihr in den Einkaufswagen? Die meisten Leute entscheiden sich verständlicherweise für die reifen gelben Bananen. Schliesslich weiss doch jeder, dass sie am besten schmecken, oder?

Stellt euch nun vor, dass das Bananenregal für alle talentierten Fussballer/innen eines Landes steht. Die Gelben sind die Starspieler, Talente, die sehr früh gereift sind und bereits Woche für Woche Spitzenleistungen erbringen. Wenn die Leute sie sehen, zeigen sie auf sie und sagen Dinge wie: „Der Junge wird es weit bringen.” Aber kann man sich da wirklich so sicher sein? Was passiert, wenn diese schöne gelbe Banane plötzlich braune Flecken bekommt? Von heute auf morgen sieht die schönste Banane im Regal, der Spieler, den alle für den besten des Landes hielten, plötzlich nicht mehr so attraktiv aus.

Und was ist mit den grünen Bananen, die niemand kaufen, geschweige denn essen wollte? Stellen Sie sich diese Bananen vor, die tagelang im Regal liegen. Was passiert mit ihnen? Nach einiger Zeit bekommen diese grünen Bananen einen gelblichen Schimmer. Dann werden sie reifer und reifer, bis sie zu schönen, leuchtend gelben Bananen werden. Im Jugendfussball ist es genau dasselbe. Mit ein wenig Geduld und genügend Zeit können Spieler, die in der Jugend von niemandem beachtet werden, zu Stars werden – und genau nach diesen „grünen Bananen“ sollte man suchen. Die Jungs die als zu klein, zu schmächtig und zu langsam beschrieben wurden. Oder junge Spieler, die vielleicht im Alter von 13 Jahren noch nicht so viele Trainingsstunden hatten, wie andere Leistungsträger in ihrer Mannschaft. Denn viele Spieler/innen sind einfach trainierter und nicht talentierter.

Wie seht ihr das? Was können wir in unseren Organisationen von diesem Ansatz lernen? Wie können wir “grüne Bananen” in unseren Teams identifizieren und fördern? Sollten wir uns nicht mehr auf das Potenzial als auf die aktuelle Leistung fokussieren?

© , Jenewein AG